Sonntag, 20. Mai 2012 – 26. Reisetag
Gallup – Farmington
Zwischen den Milestones 60 und 61 biegen wir östlich auf die San Juan Country Road CR 7650 ab. Die Abzweigung ist sogar markiert. Hier folgt uns niemand mehr! Die Strasse ist nun unbefestigt, aber hart und mit Querrillen völlig ausgefahren. Dies lässt teilweise nur eine Fahrt im Schritttempo zu, damit es das Auto nicht auseinanderreisst. Nach 7,8 Meilen durch anscheinend menschenleeres Land biegt man rechts, in südlicher Richtung, auf die CR 7870 ab. Die in einem Reisebericht geschilderten Wegweiser sind nicht vorhanden, aber man weiss, dass man auf der richtigen Strasse ist, denn es gibt gar keine anderen Alternativen. Und hier in dieser Einsamkeit begegnen wir einer jüngeren Frau mit einem Kinderwagen. Sie erkundigt sich, ob wir ein Mobiltelefon haben, was wir verneinen, worauf sie sich abwendet und davon zieht. Wir fahren weiter. Nach weiteren 9,4 Meilen kommt man auf die Kreuzung mit dem Hwy 57. Die Bezeichnung «Highway» ist völlig übertrieben. Wohl sind noch Spuren von Asphalt vorhanden, doch schneller fahren kann man deswegen nicht. Nach 2,9 Meilen soll eine unbeschilderte Abzweigung nach links folgen. Wir fahren zweimal vorbei und sehen nichts. Nach rechts abzweigen wäre möglich gewesen. Es steckt sogar eine Stange dort mit einem Autoreifen. Nach einigem Suchen entdecken wir eine Wegspur, die über ein etwa drei Meter hohes Bord schräg hinauf führt. Diese Jeeptrail sind zwei ausgefahrene Spuren. Wir fahren los und hoffen, dass unser Fahrzeug über genügend Bodenfreiheit verfügt. Irgendwann hören die Rillen auf und die Spuren werden immer schwächer. Dann wird der Weg durch einen massiven Zaun abgesperrt. Wir müssen den Wagen stehen lassen. Ein einsamer Stier brüllt laut, beobachtet uns und läuft auf uns zu. Wir verlassen das Auto klettern über dem Stacheldrahtzaun. Ein Teil meiner Hose hängt noch am Zaun. Der Stier beobachtet uns weiter. Wir sind in Sicherheit und hoffen, dass der Stier Respekt vor unserem Auto hat. Wir marschieren auf diesen mit kleinen Sträuchern überwachsenen Sanddünen dem Zaun entlang und sehen einfach kein Ziel. Wir nehmen uns vor, nach einer Stunde umzukehren, wenn wir nichts finden. Nach 55 Minuten Marsch öffnet sich die Erde. Leider genau zur Mittagszeit erreichen wir einem Abhang und wir klettern hinunter.
Ah-Shi-Sle-Pah Wilderness Study Area
Wir haben es geschafft und das gesuchtes Ziel in völliger Abgeschiedenheit erreicht. Wir sind überwältigt von den unzähligen Hoodoos und den bizarren Felsformationen. Wir geniessen den Blick in völliger Stille. Es ist schon etwas Verrücktes, in einem weitläufigen Gebiet etwas Einzigartiges anzutreffen, das nicht von tausenden besucht wird. Wir sind schon etwas stolz, Ah-She-Sle-Pah gefunden zu haben.
Auf dem „Parkplatz“ gilt es, zuerst wieder den Weg zu finden, der zur Strasse führt. Wir schaffen es, da ich die Angewohnheit habe, an schwierigen Orten das Auto immer so zu parkieren, dass ich geradeaus wegfahren kann. Und nun zurück zur Kreuzung mit dem Pneu und dann den ganzen Weg wieder zurück auf den Highway. Unterwegs begegnen wir einer Pferdeherde und entdecken in weiter Ferne eine kleine Siedlung. Es leben also doch Leute in diesem «Niemandsland».
Herzlichen Dank an Isabel und Steffen Synnatschke
Bei der Vorbereitung unserer Reise sind wir im Internet auf Berichte und Fotos von Isabel und Steffen Synnatschke gestossen. Wir werden im weiteren Verlauf unserer Reise nochmals darauf zurückkommen. Die äusserst präzisen Beschreibungen und die prachtvollen Fotos haben uns motiviert, diese Gegend überhaupt zu besuchen. Sie haben uns auch Mut gemacht, ohne Hilfe vor Ort ein solches Naturparadies anzufahren. Es ist zweifellos ein weiterer Höhepunkt unserer Reise. Dafür bedanken wir uns herzlich.
Bisti-/De-Na-Zin
Es ist bereits halb vier, als wir den Highway wieder erreichen, an dem noch eine weitere Naturschönheit reizt; die «Wilderness Area Bisti / De-Na-Zin». Es wäre aber gefährlich, um diese Zeit noch 14 Meilen – und wieder zurück – in diese Hoodoo-Gegend hineinzufahren. Es wird davon gewarnt, ohne Tracking-Geräte herumzuwandern, da es schwierig ist, sich auf dem Talgrund zu orientieren. Zudem sind die Lichtverhältnisse nicht mehr optimal. Man müsste dafür einen ganzen Tag einplanen. Wir haben später noch eine Hotelreservation im Canon de Chelly, weshalb wir diese Gegend leider verlassen müssen. Interessierte Leser verweisen wir gerne an Steffen Synnatschke, der auch hier alles genau erforscht hat. Wir beschränkten uns auf das, was wir vom Highway aus sehen konnten. Schon das ist beeindruckend! Gegen Abend geht es von den 2000 m.ü.M. etwas hinunter. Wir erreichen Farmington und suchen das Best Western. Es wurde verkauft und trägt einen anderen Namen. Wir wählen La Quinta, ein nettes und sauberes Motel und geniessen ein bescheidenes Abendessen im Zimmer.