Holbrook – Winslow

Freitag, 25. Mai 2012 – 31. Reisetag

Holbrook (II)

Wir haben die Nacht auf immer noch 1,549 m.ü.M im «Teepee» gut überstanden, obwohl die ganze Nacht Züge vorbeidonnerten. Sie haben allerdings während der Nacht darauf verzichtet, in Holbrook zu hornen. Das Frühstück geniessen wir im «Mr. Maesta’s Café», das voll mit Liebe gepflegten Memorabilien aus früheren Zeiten dekoiert ist. Es gibt hier wohl auch die Winterszeit, denn unter anderem hängen ein Paar alte Holzskier an der Wand. Die Kellnerin, die uns bedient, dreht die Menükarte um, auf der eine ganze Anzahl Weisheiten stehen, damit es den Gästen nicht langweilig wird, bis sie das Essen erhalten.

Es gib in Holbrook eine ganze Anzahl von Motels, da der Ort nur etwa dreissig Kilometer vom National Park entfernt ist. Mit verschiedenen Wandmalereien, so mit «World’s Other Longest Map of Route 66»  erhält man von der Fahrt auf der Route 66 einen gepflegten Eindruck. Wir besuchen noch das im alten Courthouse eingerichtete Museum. Unseren Rundgang haben wir wohl in einer Rekordzeit von wenigen Minuten absolviert, was sogar dem Ranger am Eingang aufgefallen war. Das Museum ist der Entwicklung des Ortes verpflichtet und vermittelt keine Information über die Route 66. Den Besuch hatten wir in unserer Roadmap aber auch nicht vorgesehen. 🙁 Nun machen wir uns auf. Auf die kurze Etappe nach Winslow.

Geronimo

Nach nur wenigen Meilen erreichen wir den vor einem braunen Felshügel gelegenen «Trading Post». Sie werben mit dem «World’s largest petrified tree», der 80 Tonnen wiegen soll und in mehreren Stücken so einfach am Parkplatz liegt und den man für einmal ohne Eintritt zu bezahlen besichtigt werden kann. So wächst das Verständnis dafür, dass der «Petrified Forest» Nachts geschlossen ist und Diebstahl hart bestraft wird.

Joseph City

Ein paar Meilen weiter ist die Old Route 66 wieder einmal unwiderruflich gesperrt. Also zurück auf den Highway. Wir erreichen Joseph City doch noch, haben aber nicht weiter gefragt, ob die Leute wirklich das Beste sind in diesem Ort (Bild 1). Wir haben Zweifel, denn der aus polierten versteinertem Holz gebaute «Marker» (Wegemarkierung) ist gut eingezäunt und gegen Diebstahl geschützt. Die Inschrift ist den Mormonen gewidmet, die sich hier 1876 niedergelassen haben. Um das «lonely Old Route 66 Feeling» zu erleben, wird die beim Exit 274 empfohlen, das «dead end» zu fahren. Zu sehen ist noch der «Howdy Hanks and Sitting Bull Indian Store» mit dem Teepee davor, der früher das Zentrum des Hopi Village war. Auf der anderen Seite die Ruinen, die von «Ella’s Frontier» übrig geblieben sind. Die meisten der alten Zeichen und Symbole, die einmal an diesen Strukturen steckten, sind weg. Das Namensschild ist geblieben, damit  das Gebäude nicht ganz in Vergessenheit gerät.

Nicht zu übersehen sind die viele Werbetafeln zur «berühmten» «Jackrabbit Trading Post». Obwohl dieser Ort von vielen (wohl vornehmlichen amerikanischen) Besuchern gelobt wird (weil es so günstige [billige Artikel] hat, weil man den Hund mit in den Laden nehmen darf oder ihn auf das Kaninchen setzen darf?). Auch die Umgebung hat schon bessere Tage gesehen. Kurz danach wieder einiges abgesperrt; also zurück auf den nüchternen Highway. Für uns eher Ramsch und kitschig 🙁

Winslow

Mit einem «United we stand, 9-11 Remembrance Garden» begrüsst Winslow die anreisenden Besucher. Eine ist eine Skulptur mit Stahlträgern aus dem World Trade Center und einem Stück  Flagge aus dem Pentagon. Von Südosten nach Nordwesten durchzieht der Old Hwy 66 als Einbahnstrasse das Zentrum und in der Gegenrichtung als W2nd und 3rd street. Wir finden eine Vielzahl von Motels und Tankstellen, von denen einzelne wohl nicht mehr im Betrieb sind. Wir haben auch nicht weiter danach geforscht, weil im «Dining & Lodging Guide» alle Empfehlungen enthalten sind. Der Ort macht aber einen gepflegten Eindruck mit einem kleinen Railroad-Museum.

«Standin› on the Corner Park and Mural»
An der Ecke Kinsley Avenue / 2nd Street stand ein «Golden Rule Western Store», der 1992 abgebrannt war. In Gedenken an den Text und das Lied «Take it Easy» der Band «The Eagles», 1972 geschrieben von Jackson Browne wurde der «Standin› On The Corner Park» errichtet.
«Well, I’m standing on a corner in Winslow, Arizona, such a fine sight to see, it’s a girl my Lord in a flatbed Ford slowing down to take a look at me…».
Der Park besteht aus einem zweistöckigen Wandgemälde von John Pugh und einer lebensgrossen Bronzestatue eines Mannes mit einer Gitarre, umgeben von einer Mauer aus Backsteinen, jeder mit einem Spendernamen. Es hat uns am nächsten Morgen nochmals an diesem Ort hingezogen. Obwohl wir weit und breit keine Leute sahen, mussten wir eine halbe Stunde warten, bis sich eine Dame – die uns nicht so ins Bild gepasst hat – wieder entfernt hat und uns fotografieren liess.
«La Posada»
Um 14.00 h waren wir bereits im Hotel. Ein stilvolles, schön renoviertes Harvey-Haus, das überall als Kleinod bezeichnet wird. Wir konnten das Zimmer sofort beziehen und so konnten wir unseren leichten Lunch auf dem Balkon im ersten Stock geniessen, begleitet von den im Winde rauschenden grossen Bäumen und den vorbeifahrenden Zügen. Wir haben einen halben Ruhetag zum Geniessen.
Die «Santa Fe Railway» wurde 1929 gebaut und das dazu gehörende «La Posada Hotel and Gardens» ein Jahr später, geplant von einer Architektin, die schon andere Harvey Häuser gebaut hat. 1957 wurde das Hotel geschlossen und in Büros der Railway umgewandelt. 1997 hat ein neuer Besitzer das historische Hotel übernommen, um es als Hotel wieder zu eröffnen. Das Restaurant «The Turquoise Room» wurde 2009 als eines der drei besten Restaurants in den USA geführt. Das Nachtessen im Restaurant war hervorragend 😉 😉 Nicht so die Amerikaner 🙁 🙁 Auch am Abend mit kurzen Hosen und verschwitzten T-Shirts beim Essen, die das besondere Ambiente gar nicht geniessen und zu schätzen wissen. Wir setzen uns noch an die Bar, um mit einem Tequila den Magen zu beruhigen. Danach noch mit einem Tequila Marguerita, als sich plötzlich der Chef des Restaurant zu uns stellt und uns mit einigen Worten Schweizerdeutsch anspricht. Er heisst John und stellt sich als «Chief Owner of the Restaurant» vor. Er kommt aus England, hat Koch gelernt und seine Ausbildung im Palace in St. Moritz ergänzt. Auch im Schweizerhof in Bern hat er gearbeitet. Also nur an den besten Orten. Ein interessantes Gespräch. Werden wir ihn wohl irgendeinmal in der Schweiz wiedersehen?